Asphaltinenjunkies

Eine Woche Alpenpässe mit dem Rennrad erklimmen kann eigentlich nur eins bedeuten: Spaß und Schmerzen! Und meine Erwartungen wurden natürlich mal wieder übertroffen…

Das letzte Mal bin ich 2009 bei der Transalp in der Region Meran gewesen, eine schöne Gegend. Ich wusste also was mich erwartet. Allerdings bin ich damals mit etwa 10x soviel Trainingskilometer gestartet. Da die Berge nicht geschrumpft sind bedeutete das diesmal 10x soviele Schmerzen. Ganz so schlimm wurde es dann glücklicherweise doch nicht. Schon recht bald musste ich erkennen das ich das übliche Renntempo nicht annähern halten kann, also bin ich einfach langsamer gefahren. Somit haben sich die Schmerzen um den Faktor X = SPEED x STEIGUNG verringert.
Für eine optimale Fettverbrennung sind Supermario, Bergflo und ich um Mitternacht mit dem Auto gestartet, so dass wir uns am nächsten Morgen in Italien gleich mit leerem Magen schwarz fahren konnten. Viel gesehen habe ich beim Einrollen nicht. Ich hatte das Gefühl wir sind durch einen ewig langen Tunnel gefahren. An der Aussicht sollte sich in den nächsten Tagen auch nichts ändern, er wurden immer mehr Tunnel und davon waren nur wenige real.

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Jetzt fragen sich einige vielleicht WARUM quält man sich so?! Ganz einfach, wo es rauf geht, geht’s auch wieder bergab und Downhill ist geil!! 🙂
Abnehmen ist oft ein positiver Nebeneffekt, aber meist futtert man mehr Leckereien als man wirklich an Kalorien verbrannt hat…

Der zweite Tag war mit Penserjoch und Jaufenpass und ordentlich Höhenmetern schon ziemlich hart. Glücklicherweise schaltete ich erst auf der letzten Abfahrt in den „Race Mode“ und hatte so noch ein paar Körner für die nächsten Tage aufgespart.

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Der dritte Tag ging übers Stilfserjoch und Umbrail Pass in die Schweiz. Eigentlich eine schöne Etappe, aber es war ziemlich heiß und mein Körper streikte. Nee, Aufgeben gibt’s nicht, also gönnte ich mir ein paar Pausen und bin mit Transalp erprobter Schlangentechnik weiter gerollt. Die letzten Kilometer hat mich Supermario die Serpentinen hoch gepusht. So fertig war ich schon lange nicht mehr!
Auf der Abfahrt war wieder alles vergessen. Und als dann noch ein paar Schotterpisten auf dem Heimweg auftauchten, waren die Beine plötzlich wieder fit und schrien VOLLGAS!!! 🙂

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Am vierten Tag gings übers Timmelsjoch, eigentlich nach Sölden zum Kaffeetrinken, aber dann hätten wir den Pass noch einmal von der anderen Seite fahren müssen und wir wollen ja nicht übertreiben. Heute hatte ich gute Beine und wir sind mit ordentlichem Tempo durch die Kehren hinauf gefegt. Die letzten Kilometer wurden dann nochmal sehr emotional weil heute der Todestag meiner Mama war und ich oft daran denken musste. Die Abfahrt war sehr schön und schnell, hier konnte ich sogar einen Strava Pokal holen. Haha. An dieser Stelle ein dickes DANKESCHÖN an unseren Schutzengel, der uns sturzfrei wieder nachhause gebracht hat. Der kleinste Fahrfehler oder Plattfuß und man sieht im besten Fall aus wie eine Pizza.

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Wenn man morgens die Radflaschen vergisst ist es Zeit für einen Ruhetag und so düsten wir am vierten Tag zur Eisdiele. „EY RAGAZZI!!“schrie der Barchef aus den Küchenfenster. „EY SEGMENTI!!“ erwiderten wir und beendeten unseren Sprint mit einem Drift im Schotter. 🙂 Nachdem wir den aufgebrachten Barchef wieder beruhigt hatten gab es endlich Eis für alle.

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Vielleicht war es ein Eis zuviel, denn in der Nacht konnte ich kein Auge zumachen. Eine fiese Erkältung bahnte sich an 🙁
Schade um die nächsten Touren aber so konnte ich mal den Tunnel verlassen und mir in Ruhe die Stadt Meran anschauen.

Am letzten harten Tag gings in die Dolomiten. Leider war meine Nase noch dicht und so bin ich schon am ersten Pass abgedreht und hab mich in die Sonne gelegt was ja auch nicht so übel ist 😉
Am letzten Tag gilt es den KOM an der Eisdiele zu holen und dann ist Radputzen und Kofferpacken angesagt.

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Danke an unseren Streckenchef Supermario für die Top Touren und Daumen hoch für den Bergflo der sich mit Bravour seine ersten Alpenpässe hochgequält hat. Danke auch an meine Beine, die trotz Schmerzen unermüdlich in die Pedalen getreten haben. Aber wie heißt es so schön: „Shut up legs!!“ 😉

Fazit: Berge ja, aber nächstes mal wieder mit Mountainbike und Liftunterstützung! Haha.

Krass, wie ich meine kleine Family schon am ersten Tag vermisst hab! Zum Glück leben wir in der Zukunft und haben alle Smartphones. Wenn man jeden Tag die neuen Fotos und Videos anguckt fühlt man sich fast wie zuhause…

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