Tandemania im Erzgebirge

Es gibt nur eine Hand voll Rennen die so anstrengend gewesen sind wie das gestrige. Wir sind jetzt schon seit über 24 Stdunden im Ziel und ich bin immer noch platt…
Die Rede ist vom Erzgebirgs-Bike-Marathon in Seiffen. Hier sind Ramona und ich mit unserem neuen Checker Pig Tandem an den Start gegangen. Die Startnummer „T1“ hörte sich schon mal gut an. In den letzten Jahren waren wir immer im „Race Block“ (die schnellsten 100 des Vorjahres). Aber dieses Jahr musste man sich vorher registrieren um dort zu starten, was wir nicht getan haben und so mussten wir uns mit einem Startplatz im hinteren Drittel begnügen (weil wir recht lange geschlafen haben). Ich sage nur „nie wieder!!“ Das nächste mal werde ich das Zelt an der Startlinie aufstellen, so dass wir möglichst weit vorn starten können. Der Start war die Hölle! Gefühlte Stunden standen wir nach dem Startschuss auf der Stelle und nichts bewegte sich. Und als es dann mal voran ging, bewegten sich alle im Schneckentempo. Bei dem niedrigen Tempo die Balance auf dem Tandem zu halten ist gar nicht so einfach. Ab und zu wurde dann schneller, gefolgt von einem totalen Stop (konnte ich immerhin als Pinkelpause nutzen). Ich wäre fast durchgedreht, aber mit dem Tandem kann man sich halt nicht so einfach durch das Starterfeld bewegen wie als Einzelstarter. Wir nutzten jede Lücke und machten einiges an Boden gut, was aber auch einiges an Körner gekostet hat. In den ersten zwei (von drei) Runden war der Puls ständig zwischen 160 bis 175 Schlägen. Die enorme Hitze machte es nicht einfacher. Wobei mir die Hitze lieber war als Regen, denn wenn es in Seiffen regnet, saugt der Matschboden extrem und es geht kaum voran. Auf dem trockenen Untergrund rollte es gut, aber die Strecke war wie gewohnt sehr anspruchsvoll, zumindest für Tandemfahrer 😉
Das eine oder andere Schlammloch gibt es immer in Seiffen. Am Vortag munkelte man von einer künstlich angelegten Flussdurchfahrt, die aber glücklicherweise nicht existierte. Highlights in Seiffen sind definitiv die lange, steile Sandabfahrt, der Drop am Gegenhang, der Drop im Start/Zielbereich und der extrem steile Asphaltanstieg kurz vor dem Ziel. Alle Hindernisse müssen in jeder der drei Runden überwunden werden.Die Sandabfahrt ist, wie der Asphaltanstieg, ein Magnet für Zuschauer. Hier werden alle Biker frenetisch angefeuert. An dem krassen Steilhang gibt es immer wieder spektakuläre Stürze zu sehen. Ich bin froh, dass es uns nicht erwischt hat. Ich habe sehr großen RESPEKT vor dieser Abfahrt. Ich bin schon ziemlich stolz, dass wir ALLES gefahren sind, bergauf wie bergab. 🙂

seiffen_berg

Insgesamt kam mir die Strecke in Seiffen ruppiger vor als früher, d.h. mehr Löcher, Steine etc. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich die letzten Marathons mit dem Freerider gefahren bin und hier mit etwas mehr Federweg verwöhnt war als auf dem Tandem (Freerider 160/170mm, Tandem 100/0mm). Schon kurz nach dem Start schmerzten meine Finger vom vielen Bremsen. Der Schmerz verlagerte sich dann im Rennverlauf in die Hände & Arme, den Popo (mit dem Tandem fährt man nur selten im Wiegetritt), dann mal wieder die Beine oder Füße und schließlich der Kopf. Diese Reihenfolge wiederholte sich bis ins Ziel. 🙁

In Seiffen gab es eine Tandemwertung! Außer uns waren noch 5 andere Tandems auf der langen Strecke unterwegs. In der zweiten Runde überholen wir ein „Männer“ Tandem und konnten uns schnell absetzen. Zu Beginn der zweiten Runde rief uns jemand zu, dass wir das zweite Tandem sind. Hätte uns mal jemand informiert, dass die Jungs vor uns „nur“ 5 Minuten Vorsprung haben, dann hätte ich eine Rakete gezündet und wir wären da ran gefahren. Egal. So sind wir davon ausgegangen, dass das Tandem weit vor uns ist und begnügten uns mit dem zweiten Platz. Die letzte Runde sind wir entsprechend verhaltener gefahren, um nicht zu sehr leiden zu müssen (und wir haben gelitten!).

seiffen_wald

Ich war extrem froh als wir endlich im Ziel waren. Aber jetzt mussten wir noch knapp 1 km bergauf (!) zum Zeltplatz fahren. Puh!! Aber auch das haben wir dann noch gemeistert, genauso wie die Siegerehrung. 2. Platz!! Und schnellstes „Mixed“ Tandem! 🙂 Als Preis gab es für jeden einen schönes Räuchermännchen (für die Holzkunst ist Seiffen ja schließlich bekannt) und einen Extra-Applaus für die Stroker (Beifahrer). Wer einmal bei mir oder bei irgendjemandem auf dem Tandem saß, der weiss, wovon ich rede. Ein Stroker muss schon sehr viel Mut haben (Angstschreie sind nicht selten) und vor allem Vertrauen in den Captain. Unsere persönliche Bestzeit von 2001 haben wir übrigens um knapp 15 Minuten unterboten! 🙂

Seiffen 2009

Danke Ramona, für dein Vertrauen und deine Leidensfähigkeit!
Du bist die Beste!! 🙂

Checker_für_zwei

Unser neues Checker Pig Tandem (Prototyp)

Seiffen_Siegerehrung_09

2. Platz !! 🙂

Seiffen_GPS_09

Als Einzelstarter war ich schon mal über 2 Stunden schneller. Die hohen Pulswerte lassen erahnen, wie viel härter das Rennen mit dem Tandem ist.

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